Jonas Hofrichter

Malerei l Skulptur l Zeichnung


19. November 2011 – 14. Januar 2012




Gleich in seiner ersten Einzelausstellung führt uns der Künstler Jonas Hofrichter in seine breit gefächerte und langfristig entwickelte Familie aus Protagonisten mit jeweils überaus eigenen semantischen Höfen ein. Zeichnung, Malerei und Skulptur stehen dabei im engen Kontext zueinander, ergänzen und kommentieren sich gegenseitig. Jonas Hofrichter gelingt es, einen narrativen Raum aufzuspannen, der sich über zeitliche Begrifflichkeiten hinweg behauptet.

Wie Exzerpte der Gesellschaft treten Protagonisten der Tierwelt als Charaktere, Akteure und Figuren auf. Hofrichter kreiert dabei jedoch keine Fabelwesen, sondern „menschlicht seine Figuren ein“ ohne dass dabei eine unmittelbare Projektion vom Menschen auf ein Tier stattfindet. Genau diese Gradwanderung führt dazu, dass die dargestellten Tiere solche auch bleiben.

Ein Schwein, trunken und schutzlos auf einer Lichtung auf dem Heimweg nach einer durchzechten Nacht gelandet, erscheint als tragische Figur, wohingegen durchaus Wölfen, Eulen und Käuzen auch positive Eigenschaften, fernab des Scheiterns, von Jonas Hofrichter eingeschrieben werden. In dieser Welt darf der Jäger nicht fehlen, der alles in seiner Macht stehende verspielt hat, da er bei der Jagd nach einem Schluck zu viel an einem Baum lehnend eingeschlafen zu sein scheint. Schwein und Jäger handeln auf gleichem Niveau. Jonas Hofrichter greift in seinen Darstellungen über Jahrhunderte gewachsene Vorstellung über Charakterzüge des jeweiligen Darstellungsgegenstandes auf. Durch die Überspitzung und den Transfer sind die Arbeiten jedoch weit vom Klischeehaften entfernt.

Im überaus reichhaltigen Zeichnungswerk Jonas Hofrichters ist die sehr sorgfältige Analyse zwischenmenschlicher Beziehungen ebenso nachvollziehbar wie in den Gemälden. In den Skulpturen scheinen sich dann jedoch die Ereignisse zu kumulieren, ohne dass Zeichnung, Malerei und Skulptur dabei in Konkurrenz treten. Erstaunlich, wie nah sich doch der Strich einer Zeichnung, der Pinselstrich eines Gemäldes und die Bearbeitung eines Holzes sein können. Jonas Hofrichter zeigt uns, wie nah scheitern, versagen oder auch nur ein menschlicher Fehltritt und positive Erfahrungen beieinander liegen können. Diese immanenten Themen bieten ihm ein breites Experimentierfeld, das auch gespannt macht auf seine zukünftigen Arbeiten.

Dr. Jo Sollich